Erstes Tattoo – So nehmt ihr euren Kunden die Angst
Du als Tätowierer hast sicherlich selbst schon das ein oder andere Tattoo und sicherlich ist euer erstes Tattoo schon eine ganze Weile her. Wie habt ihr euch damals gefühlt? Könnt ihr euch noch dran erinnern? Nervosität war sicherlich eines der Gefühle, die euch bei eurem ersten Tattoo begleitet hat, gemischt mit Vorfreude und Aufregung.
Oft haben eure Kunden beim ersten Termin genau dieselben Gefühle und ob ihr dies nun nachvollziehen könnt oder nicht, Empathie sollte ein jeder Tätowierer mitbringen. Wir zeigen euch, wie ihr am besten auf eure Kunden eingehen und ihnen die Angst nehmen könnt.
Was genau passiert beim Tätowieren?
Oft sieht es in den Slow-Motion-Videos aus, als würde die Nadel unfassbar tief in die Haut einstechen und dadurch starke Schmerzen verursachen. Doch Tätowieren ist keinesfalls eine moderne Foltermethode. Erklärt euren Kunden, dass ein Tattoo lediglich wie eine oberflächliche Schürfwunde zu betrachten ist. Die Nadel beim Impfen oder auch die Kanüle beim Blutabnehmen gehen deutlich tiefer in die Haut als eure Tätowiernadel.
Ein Motiv sollte gut überlegt sein
Eine weitere Angst der Kunden ist, dass sie das gewählte Motiv am Ende bereuen oder es nicht ihren Vorstellungen entspricht.
Leider haben wir keine Glaskugel und können somit nicht schauen, ob der Kunde auch noch in 10, 20 oder gar 30 Jahren das Tattoo gut findet. Geschmack für den Stil oder auch das gestochene Motiv können sich über die Zeit wandeln. Daher solltet ihr im Vorfeld während des Beratungsgesprächs schon darauf hinweisen, dass ein Tattoo für die Ewigkeit ist und der Kunde sich dessen bewusst ist.
Viele Tätowierer raten genau aus diesem Grund ihren Kunden von Mode-Tattoos ab, da diese meist nur temporär gefallen.
Doch was, wenn euch ein Fehler unterläuft und das Motiv gar verpfuscht wird? Diese Angst ist weder aus Kundensicht noch aus Tätowierersicht nicht ganz unbegründet. Überall, wo Menschen arbeiten, da passieren auch Fehler. Bei einem Tattoo ist sowas natürlich mehr als ärgerlich, die Gefahr ist jedoch sehr gering. Wenn man sich im Vorfeld gut beraten lässt und einen erfahrenen und begabten Tattookünstler wählt, kommt dies nur selten vor.
Die richtige Körperstelle wählen
Bei der Beratung eines Erstkunden solltet ihr auch immer über die Vor- und Nachteile bestimmter Körperstellen sprechen.
An machen Stellen verblassen und verschwimmen Tattoos mit den Jahren schneller als an anderen. Besonders betroffene Regionen sind beispielsweise die Hände, Finger, Ellenbogen oder die Handgelenke. Auch altern manche Körperregionen schneller als andere, da dort die Hautelastizität über die Zeit nachlässt. Dies beinhaltet den Bauch, die Brust und die Oberarme. Bitte weist auch Frauen darauf hin, dass Tattoos am Bauch durch eine Schwangerschaft beeinflusst werden können.
Neben den äußerlichen Charakterzügen der verschiedenen Körperregionen unterscheiden sich diese auch in der Schmerzempfindlichkeit. Selbstverständlich ist das Schmerzempfinden individuell und meist auch Tagesform abhängig, jedoch gibt es durchaus Stellen, an denen es deutlich schmerzhafter ist. Als besonders schmerzhaft gelten Stellen wie beispielsweise die Rippen, der Bauch, die Hand, der Fuß oder auch der Hals.
Hervorragende Stellen für das erste Tattoo sind zum Beispiel der Ober- oder Unterarm, die Wade oder auch die Schulter. Hier fällt das Schmerzempfinden geringer aus.
Der Tag vor dem Termin
Der große Tag rückt näher und es bleiben nur noch 24 Stunden bis zum Termin. Wie kann sich euer Kunde optimal darauf vorbereiten?
Ratet eurem Kunden auf alle Fälle dazu, ausreichend zu schlafen und vor dem Termin noch etwas zu essen, damit der Blutzuckerspiegel nicht in den Keller rutscht. Weist auch darauf hin, dass Alkohol, Drogen und blutverdünnende Medikamente vor dem Termin ein absolutes No-Go sind.
Am besten bringt sich euer Kunde Wasser sowie einen kleinen Snack mit zum Termin.
Gerade bei einer längeren Sitzung sollte darauf geachtet werden, dass der Kreislauf und Blutzuckerspiegel stabil bleiben.
Bittet euren Kunden zudem, weite und bequeme Kleidung zu tragen. Gerade wenn das Tattoo ein einer schwer zugänglichen Stelle liegt, sollte der Kunde sich angemessen Kleidung, um euch die Arbeit nicht unnötig zu erschweren. Außerdem lässt es sich in bequemer Kleidung länger auf dem Tattoo-Stuhl verharren und scheuert später nicht am gestochenen Tattoo.
Das Tattoo gründlich pflegen
Wie oben schon geschrieben, kommt ein Tattoo einer Schürfwunde gleich. Daher empfiehlt sich nach dem Termin eine gute Pflegeroutine.
Eure Kunden sollten darauf achten, dass Tattoo so wenig wie möglich anzufassen. Durch ständiges Anfassen besteht die Gefahr, dass Schmutz oder Keime in die Wunde gelangen. Lediglich zum Eincremen sollte der Kunde das Tattoo anfassen und hierzu bitte immer gründlich die Hände waschen.
Auf Baden sollte während des Heilungsprozesses verzichtet werden, lieber eine kurze Dusche stattdessen nehmen. Das Baden in chlorhaltigem Wasser ist ein komplettes No-Go während der Abheilphase.
Bitte weist auch eure Kunden darauf hin, dass Sport oder saunieren in der ersten Zeit nicht erlaubt sind. Durch das Schwitzen wird die Wundheilung unnötig verlängert.
Eine falsche sowie unausreichende Pflege können ein Tattoo zum negativen beeinflussen.
Der passende Zeitpunkt
Generell lässt sich kein passender Zeitpunkt für ein Tattoo festlegen. Aber natürlich bringen die verschiedenen Jahreszeiten so ihre Vor- und Nachteile mit sich.
Im Sommer kann ein Tattoo beispielsweise schneller heilen, da zumeist Sauerstoff an die Wunde gelangt. Jedoch muss man hier sein Tattoo ganz besonders vor den starken Sonnenstrahlen schützen. Auch vor Chlor- und Meerwasser muss man die ersten Wochen lieber Abstand nehmen.
Im Winter haben wir das genaue Gegenteil. Man muss sich hier weniger um aggressive UV-Strahlen sorgen und auch das Schwitzen stellt hier keine Gefahr dar, allerdings kommt durch dicke Kleidung weniger Sauerstoff an das Tattoo. Dadurch dauert die Abheilung länger als noch im Sommer.
Ein Tattoo ist für die Ewigkeit und sollte daher immer gut durchdacht sein. Es zu entfernen ist nicht nur kostspielig, es ist auch deutlich schmerzhafter als das Stechen selbst.
Schlussendlich ist ein Tattoo auch immer ein Symbol für eine bestimmte Lebensphase und kein Accessoire, dass irgendwann aus der Mode kommt. Auch dies hilft vielen Kunden über den Schmerz hinwegzusehen.